Flüssigkeitsverlust bei Tauchern

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Kann ein Taucher, umgeben von Massen von Wasser, überhaupt dehydrieren, sprich Wasser verlieren ?

Grundsätzlich kann der menschliche Organismus über die Haut in Form von Schweiß, über die Niere in Form von Urin, über den Darm in Form von Stuhl und über die Atmung in Form von Wasserdampf Flüssigkeit abgeben. Bei gleichmäßigen Temperaturen gibt unser Körper täglich ca. 2 – 3 l Flüssigkeit ab.

Dehydration bei Tauchern

Jeder Taucher ist beim Tauchen ständig in Bewegung, verbraucht dabei natürlich mehr Energie als in Ruhe an der Wasseroberfläche und er schwitzt dabei. Dies geschieht eher unbemerkt, da der Taucher ja in nassem Milieu schwebt, das meistens zusätzlich auch noch kühl ist. Hinzu kommen noch die schweißtreibenden Aktivitäten beim Anlegen der Ausrüstung und das Warten auf dem Boot bis man endlich in´s prickelnde Naß darf. Die Sonne in entsprechenden Tauchgebieten tut ihr übriges dazu.

Ebenso flüssigkeitsreduzierend wirken „Montesumas Rache“ (sprich Durchfall) und Seekrankheit durch Erbrechen. Bei eben genannten Erscheinungen kann es auch zu erheblichen Elektrolytverschiebungen kommen, was Krämpfe (vorwiegend in den Beinen) zur Folge haben kann.

Ein weiterer Faktor, welcher die Dehydration begünstigt, ist die Einatmung von komprimierter Atemluft. Diese Atemluft soll aus technischen Gründen möglichst trocken sein. Nun haben aber unseren oberen Atemwege unter anderem die Aufgabe, unsere Einatemluft anzufeuchten. Es muss zur Anfeuchtung der trockenen Atemluft vermehrt Sekret gebildet werden, was dem Körper natürlich Flüssigkeit kostet. Der wesentliche Unterschied zwischen Tauchern und Nichttauchern liegt in der veränderten Körperdurchblutung begründet. Taucht der menschliche Organismus in Wasser ein, so ändern sich die Schwerkraftverhältnisse im Körper. Die Beine werden weniger durchblutet, das Blut sammelt sich vermehrt im Körperstamm und Brustbereich. Dies hat zwei Effekte zur Folge:

Zum einen führt dies durch die erhöhte Blutfülle im Brust-Bereich dazu, dass mehr Blut in das rechte Herz transportiert wird, wodurch der rechte Vorhof vermehrt gedehnt wird. Dieser schüttet daraufhin ein Hormon aus, welches die Wasserausscheidung durch die Nieren erhöht. Außerdem scheiden die Nieren durch die erhöhte Blutfülle im Bauchraum (und damit durch die erhöhte Durchblutung der Nieren) von sich aus schon mehr Harn aus. Allein durch diesen Effekt ( sog. Taucherdiurese) gehen dem Körper bei einem Durchschnittstauchgang von ca. 30 Minuten auf 20 Metern bis zu einem halben Liter an Flüssigkeit verloren.

Eine weiteres Problem liegt im osmotischen Wert des Salzwassers begründet. Salzwasser ist im Vergleich zur Körperflüssigkeit eine hypertone Lösung. Dadurch entsteht beim Kontakt (auch mit Neoprenanzug) mit dem Meerwasser ein Diffusionsgefälle, und dem Körper wird dadurch Flüssigkeit entzogen.

Auch der alleinige Kontakt mit dem, v.a. kalten, Wasser bewirkt vermehrte Harnproduktion. Die Kälte fördert die Blutgerinnung, setzt den Blutkreislauf herab und erhöht die Urinproduktion.

Wo liegt nun das Problem der Dehydration ?

Zum einen bedeutet Flüssigkeitsverlust Leistungsabfall. Zum anderen steigt das DekoRisiko erheblich an: Das Blut wird viskoser (zähflüssiger), damit fließt es langsamer und Stickstoffüberschuss kann nur langsam aus den Geweben abtransportiert werden. Außerdem können durch die Zähflüssigkeit bestimmte Kapillar-Gebiete in den Geweben eventuell nicht mehr erreicht werden, was den Stickstoff-Abbau wieder verlangsamt. Es stellt sich die Frage: Was tun ?

Die logische Konsequenz ist, dass ein Taucher vor und nach dem Tauchen vermehrt Flüssigkeit zu sich nehmen muss. Nicht erst wenn der Durst kommt, sondern über den Tag verteilt, sodass beim Wasserlassen der Urin möglichst durchsichtig ist.

Nun gibt es da einige Punkte die man beachten sollte.

Es gibt hypertone (höhere Osmolarität als die Körperflüssigkeit), hypotone (geringere Osmolarität als die Körperflüssigkeit) und isotone (ungefähr gleiche Osmolarität) Flüssigkeiten. Die Osmolarität besagt die Anzahl der Teilchen in einer Flüssigkeit. Somit hat eine hypertone Flüssigkeit eine höhere Teilchenkonzentration als die Körperflüssigkeit. Nimmt der Taucher nun eine solche hypertone Flüssigkeit zu sich entsteht im Darm ein Konzentrationsgefälle – dem Darm würde zum Ausgleich dieses Gefälles Flüssigkeit entzogen, was den unerwünschten Effekt der Dehydration noch verstärken würde. Gut sind die üblichen Erfrischungsgetränke. Sie haben einen hohen osmotischen Wert und werden deshalb rasch vom Darm resorbiert. Am besten sind jedoch Mineralwasser/ Fruchtsaft-Mischungen im Verhältnis 3:1.

Alkohol und Koffein (in Kaffee und Tee) sollen gemieden werden, da sie die Harn-Produktion ebenfalls erhöhen.

In diesem Sinne: Let´s drink !

Autor: Stefan BERGER