Tektonische Kollision lässt Unterwasserleben aufblühen

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Forscher untersuchen Hotspots der Artenvielfalt in der Erdgeschichte
Jene Unterwasserregionen, die heute als so genannte Biodiversitäts-Hotspots gelten, waren offenbar nicht immer derart gesegnet, berichtet ein australisch-niederländisches Forscherteam. Tektonische Kollisionen während der vergangenen 50 Mio. Jahren haben dazu geführt, dass das reiche Leben mit der Verschiebung der tektonischen Platten mitgewandert ist, berichtet das Wissenschaftsmagazin New Scientist in seiner Online-Ausgabe.

Untersucht hat das Forscherteam um Willem Renema und David Bellwood den so genannten Indo-Australischen Archipel, der als artenreichste Region für Fische, Mollusken und Korallen weltweit gilt. Während des späten Mittleren Eozäns – vor 39 bis 42 Mio. Jahren – existierte die größte Zahl von verschiedenen Spezies in den Meeresgebieten in Südeuropa, Nordafrika und vor der östlichen Küstenlinie Arabiens. Vor 16 bis 23 Mio. Jahren – im Miozän – gab es dann zwei solcher Regionen mit der größten Artenvielfalt. Die eine lag im Nahen Osten und an der nordwestlichen Küste Indiens, die andere um die Philippinen und dem Norden Australiens. Seit damals ist der Indo-Australische Archipel an der Konvergenzzone der Eurasischen und Australischen sowie der Pazifischen Philippinischen Platte der Hotspot.

„Es hat immer wieder die Annahme gegeben, dass es in dieser Region die größte Artenvielfalt gegeben hat. In der Tat können solche Hotspots allerdings kommen und gehen“, meint Bellwood von der australischen James-Cook-University http://www.jcu.edu.au in Townsville. Das Forscherteam hat in seiner Untersuchung die jüngsten fossilen Funde ausgewertet – und auch erstmals DNA-Veränderungen von einzelligen Foraminiferen beschrieben. Ihre Verbreitung korreliert mit der gesamten Biodiversität im tropisch-marinen Umfeld. Genauer unter die Lupe genommen hat das Team auch Fossilien von Mangroven, Korallenriffen, Mollusken und Kaurischnecken-ähnlichen Gastropoden. Die Wissenschaftler kommen zudem zum Schluss, dass die Wassertemperatur nur eine mitwirkende aber nicht die primäre Rolle bei der Ausformung der Artenvielfalt spielt.

Studien-Leadautor Renema, Zoologe am Naturhistorischen Museum in Leiden http://www.naturalis.nl, meint, dass die Temperatur sicher die Entwicklung von Artenreichtum erleichtert. „Wäre es allerdings nur die Temperatur im Eozän gewesen, müsste es heute im modernen Afrika die höchste Biodiversität geben“, erklärt der Experte. „Wir haben bemerkt, dass die Hotspots Regionen sind, wo es zu wesentlichen und sehr komplexen Kollisionen mehrerer Kontinente kommt.“ Am Anfang einer solchen Kollision werde eine Vielzahl von neuen und sehr verschiedenen Habitaten geschaffen – wie etwa Sand- und Felsküsten oder seichte und tiefe Bassins – und diese werden anschließend von einer Vielzahl von Lebewesen besiedelt.