5.000-Kilometer-Reise fasziniert Forscher
Tausende von Kilometer durch den Atlantik gereist – Die epische Reise eines Seepferdchens hat Forscher dazu veranlasst, im Fachmagazin Journal of Fish Biology zu berichten. Das kleine Tier, das an der Westküste des Atlantiks heimisch ist, wurde von Fischern rund 5.000 Kilometer von seiner Heimat, vor den Azoren, gefunden. Die Wissenschaftler nehmen an, dass sich das Seepferdchen auf treibendes Seegras angehaftet hat und so den weiten Weg zurücklegen konnte.
Genproben haben gezeigt, dass es sich beim Tier nicht um einen Vertreter der beiden europäischen Seepferdchen handelt, die vor der Küste Spaniens und Portugals heimisch sind. Beim gefangenen Tier handelt es sich um ein Hippocampus erectus, dessen Verbreitungsgebiet vor der amerikanischen Atlantikküste liegt. „Wir waren erstaunt ein solches Seepferdchen tausende Kilometer von seinem Verbreitungsgebiet zu finden“, meint der Molekular-Biologe Paul Shaw vom Royal Holloway der University of London http://www.rhul.ac.uk.
Die DNA des vor den Azoren gefangenen Seepferdchens ist nahezu identisch mit jener von Hippcampus erectus, die vor der Ostküste der USA gefangen wurden. „Sie unterschieden sich wesentlich von den Arten, die vor den Azoren heimisch sind“, erklärt der Forscher. Es sei das erste Mal, dass ein solches Tier im Ostatlantik gesichtet wurde.
Bedrohte Fischchen stehen unter strengem Schutz
„Seepferdchen gehören schon aufgrund ihres Aussehens zu den außergewöhnlichsten Fischen“, so die Greenpeace-Meeresbiologin Antje Helms im pressetext-Interview. Alle Seepferdchen stehen auf der so genannten IUCN Roten Liste, da sie vom Aussterben bedroht sind. „Die gesamte Gattung Hippocampus ist zudem im Appendix des Washingtoner Artenschutzabkommens gelistet. Das bedeutet, dass der Handel mit den Tieren verboten ist“, so die Expertin.
Es gibt mehrere Gründe, warum Seepferdchen vom Aussterben bedroht sind. In vielen asiatischen Ländern gelten getrocknete Seepferdchen als potenzfördernde Medizin. Millionen Tiere müssen dafür jährlich sterben. Bis vor wenigen Jahren blühte auch noch der Souvenirhandel mit den Fischen. „Stark in Bedrängnis sind zudem die Seegraswiesen, dem Habitat der außergewöhnlichen Tiere.“
Rätselhafte Tiere
Dass Seepferdchen sich mit ihrem Schwanz an Seegras und anderen Pflanzen anhaften, ist bekannt. Unbekannt ist aber immer noch, wie die verschiedenen Arten sich in den Meeren entwickeln konnten. Lucy Woodall vom Royal Holloway der University of London arbeitet seit Jahren am Project Seahorse, um mit genetischen Studien die Wanderung der Tiere zu erforschen.
„Es gibt einige Berichte darüber, dass sie mit Flößen von treibendem Seegras mitgeschwommen sind“, so Woodall. Es sei allerdings unwahrscheinlich, dass es vor den Azoren noch mehr amerikanische Seepferdchen gibt. Man müsste, um auf Nummer sicher zu gehen, allerdings weitere Untersuchungen vornehmen“, so die Expertin. Aufgrund ihrer optimalen Tarnung sei es jedoch sehr schwer Seepferdchen auszumachen.