Heute, Donnerstag Abend (14. April) kommt um 22.30 Uhr in „Capriccio“ ein Beitrag zum Thema:
„Leopoldsreut – das verschwundene Dorf
Was ist dort geschehen? Noch in den 50er-Jahren lebten die Menschen hier wie im 18. Jahrhundert, kein Strom, keine Wasserhähne, keine Heizung. Augenzeugen berichten von einer untergegangenen Welt …“
Im Bayerischen Wald, an der Grenze zu Tschechien auf 1.110 Metern Höhe: Leopoldsreut, im 17. Jahhundert als Dorf zur Grenzsicherung gegründet. Hier schien die Zeit bis in die 50er-Jahre stehengeblieben: weder Strom- noch Wasserleitungen wurden gelegt. Man lebte von der Waldarbeit und der Landwirtschaft, die äußerst mühsam war.
Unwirtliche Verhältnisse, lange, harte Winter, Schneemassen, Abgeschiedenheit. Die Abwanderung war nicht aufzuhalten, das Dorf starb langsam aus. 1955 wurde die Schule, die die höchstgelegene in Deutschland war, geschlossen. In den 60er-Jahren wurden die Häuser abgerissen, die freien Flächen wieder aufgeforstet. Übrig blieb nur die Kirche und das Schulhaus.
„Dieses wunderschöne Dorf Leopoldsreut hat komischerweise, obwohl es verschwunden ist, einen Mythos behalten. Das ist das Seltsame, dass immer wieder Leute hierherkommen, nicht nur Eingeborene wie ich, sondern auch andere“, sagt Walter Landshuter, der dort geboren wurde. Bis er sechs Jahre alt war, lebte er bei seinen Großeltern, die das Gasthaus „Zur luftigen Höhe“ betrieben. „Ich bin katholisch erzogen, und obwohl ich nicht mehr katholisch bin, ist Leopoldsreut ein ‚Gnadenort'“, sagt Landshuter, der Mitbegründer und Geschäftsführer des Passauer Schafrichterhauses.
Auch die Forstverwaltung scheint sich jetzt der Besonderheit dieses Ortes zu entsinnen: „Wir werden einen Teil des Waldes entfernen, dass man einen Eindruck hat, wie ausgesetzt und unwirtlich diese Gegend hier war“, sagt Förster Michael Held. Capriccio hat nach Augenzeugen gesucht, die sich noch an das Leben in diesem abgeschiedenen Dorf am Goldenen Steig erinnern.