Zur Situation des Tauchsports in Frankreich – eine Rundmail des Verbandes Internationaler Tauchschulen e.V. – VIT an seine Mitglieder, hier veröffentlicht:
„Wie bereits im vergangenen Jahr berichtet, wurden im Sommer 2010 in Frankreich, wo das Tauchen gesetzlich reglementiert ist, durch eine Gesetzesnovelle die gewerblichen Aktivitäten weiter reglementiert.
Für Urlaubstaucher sieht die Situation durch die Novellierung ein wenig besser aus als vorher. Waren früher die Taucher, je nach Tauchschein, zum Tauchen in bestimmten, genau festgelegten (Tiefen-)Zonen berechtigt, werden jetzt Taucher unabhängig vom Brevet allein nach ihren aktuellen Können eingestuft wird. Diese Einstufung erfolgt durch einen so genannten „Directeur de Plongèe“, welcher beispielsweise auf einer Tauchbasis arbeitet und den Taucher checkt und einstuft. Diese Einstufung ist verbindlich und erlaubt dem Taucher die Teilnahme an den entsprechenden Tauchaktivitäten. Taucher, die eine entsprechende Freigabe/ Einstufung erhalten haben, dürfen dann ohne weitere Einschränkungen tauchen gehen, auch ohne Begleitung durch einen speziellen Guide.
Für die Betreiber von Tauchschulen oder Tauchbasen sieht die Sache anders aus. Zwar können auch hier entsprechende Einstufungen vorgenommen werden (dann gilt wieder das oben Gesagte), aber die Begleitung von unerfahrenen Tauchern und Anfängern ist deutlich schwieriger geworden. In der aktuellen Fassung des Tauchgesetzes sind nun auch die Anforderungen an die geforderten, gewerblichen Gruppenführer verschärft worden. Die bislang geltende Sonderstellung des CMAS***- Tauchers wurde weitgehend aufgehoben, was eine Gleichstellung mit den Dive-Leader-Brevets anderer Organisationen bedeutet. CMAS*** dürfen folglich nicht mehr als Guide mithelfen, die Begleitung von unerfahrenen Tauchern und Anfängern erfordert nun den Leistungsstand CMAS-TL2. Damit entfällt für die Betreiber von Tauchbasen die Möglichkeit, das Team in Spitzenzeiten mit „Praktikanten“ aufzustocken, dies wollten die Franzosen unterbinden.
Nach erheblichen Protesten aus verschiedenen CMAS-Verbänden wurde die oben genannte Regelung noch einmal überarbeitet, Taucher mit dem CMAS***- Brevet des französischen CMAS-Verbandes (FFESSM) konnten von der Regelung ausgenommen werden. Die FFESSM wurde vom zuständigen Ministerium mit der Gestaltung und Umsetzung der neuen Regelungen betraut und hat mit ausgewählten CMAS Partnerverbänden bilaterale Verträge unterzeichnet.
Danach ist es den CMAS***- Tauchern einiger europäischer CMAS Verbände wieder möglich als Dive-Guide eingesetzt zu werden, sofern dies ehrenamtlich erfolgt. Allerdings muss dieser über seinen nationalen CMAS Verband beim FFESSM ein spezielles Zertifikat beantragen, eventuell sogar Mitglied beim französischen Verband werden. Nach langem Verhandeln hat Mitte März 2011 auch der VDST als deutscher CMAS-Verband einen Vertrag unterschrieben. Die lange Verzögerung erklärt sich durch die Bestreben des VDST, die Vereinbarung auch auf die Partner der CMAS Germany auszuweiten und zum Beispiel durch den VIT brevetierte CMAS***- Taucher mit einzubeziehen. Leider ist dies gescheitert, die französische Seite bestand darauf, dass ausschließlich VDST***- Taucher für die Ausnahmeregelung in Frage kommen. Um es hier noch einmal herauszustellen: der VDST hat alles Mögliche versucht, musste letztendlich aber dem Druck der Franzosen nachgeben. So konnte wenigstens für VDST-Taucher eine Lösung geschaffen werden, die kommerziellen Verbände und Organisationen waren von Anfang an außen vor, FFESSM – hier als Vertreter des Staates – hat dem VDST keine Alternative gelassen.
Das Präsidium hat nun direkt Kontakt zum französischen Verband aufgenommen. Bisher zeigen sich die Franzosen in keiner Weise Gesprächsbereit und blocken alle Versuche und Vorschläge konsequent ab. Über den RSTC Europe und vor allem auch über die EUF sind verschiedene Anstrengungen unternommen worden, die Situation zu verbessern. So wurde zum Beispiel auch der Kontakt zum Tourismusministerium gesucht. Dieses würde unsere Anliegen gerne unterstützen (ist mit den Ergebnissen des Sportministeriums nicht richtig zufrieden), hat in diesen Dingen aber keine Kompetenz. Die Gespräche werden zwar auch in Zukunft weiter gesucht und der Dialog auch auf politischer Ebene fortgeführt, die Wahrscheinlichkeit auf eine kurzfristige Verbesserung der Situation für unsere Tauchbasen vor Ort, ist aber zurzeit leider nicht in Sicht.“