Südwinde spülen Fische in Deutsche Bucht
Die Nordsee ist keineswegs eine Wasserwüste, wie in den vergangenen Jahren mehrfach angenommen wurde. Zu diesem Ergebnis kommen Forscher des Johann Heinrich von Thünen-Instituts in Hamburg http://www.vti.bund.de. Seit über 30 Jahren untersuchen sie die langfristigen Veränderungen in der Zusammensetzung der Fischfauna, der im Boden lebenden wirbellosen Tiere wie Schnecken, Muscheln oder Krebse und der Meeresvögel im Nordseeraum. Nach der jetzigen Auswertung der Daten konnten sie überraschende Ergebnisse präsentieren. „Wir konnten eine Vielzahl von Tierarten nachweisen, die in der Nordsee leben, mehr als langläufig angenommen wird“, erläutert Siegfried Ehrich, Leiter der Langzeitstudie, gegenüber pressetext.
Das bedeutet aber nicht, dass in den vergangenen Jahrzehnten viele neue Arten in die Nordsee gewandert seien und sich dort angesiedelt hätten. „Vielmehr haben sich seltene Arten stark vermehrt und wir haben nun mehr von ihnen gefangen als noch vor einigen Jahren“, erläutert Ehrich. Für die sprunghafte Vermehrung dieser Arten macht er vor allem veränderte Umweltbedingungen verantwortlich. „Wir beobachten eine Zunahme von Südwestwinden in der Nordsee. Dadurch haben wir auch veränderte Meeresströmungen“, so der Meeresforscher weiter. Durch diese veränderten Strömungen würden speziell aus südlichen Gefilden viele Tiere von an sich in der Nordsee seltenen Arten in die Deutsche Bucht gespült werden, die sich dort vermehren. Neben einem Anstieg der Lebewesen aus dem Süden konnten die Wissenschaftler aber auch ein vermehrtes Auftreten von Tieren aus eher kälteren, nördlichen Gebieten feststellen. „Das ist uns derzeit noch ein Rätsel, wie es dazu kommt“, gibt Ehrich zu.
Nach Angaben des Forschungsleiters leben derzeit insgesamt 200 Fischarten im gesamten Nordseeraum. Bei ihren Forschungen konnten sie binnen einer halben Stunde 95 Fischarten fangen. Vor 30 Jahren seien es im Schnitt nur gut 80 gewesen. Dieser positive Eindruck könne aber nicht darüber hinweg täuschen, dass ein Teil der kommerziell genutzten Fischbestände wie Kabeljau und Hering seit Jahren überwiegend schwache Nachwuchsjahrgänge hervorgebracht habe und zurzeit nicht nachhaltig bewirtschaftet werden könne. „Hier wäre es beispielsweise sinnvoll, die eingesetzten Netze zu verändern, so dass Kabeljau nicht als zufälliger Beifang abgefischt wird“, sagt Ehrich. Positiv zu vermelden sei aber, dass es gesunde Bestände an Seelachs und Schellfisch in der Nordsee gibt, die momentan sehr gute Fischereierträge liefern.
Quelle: pressetext.deutschland