Mond steuert Paarung von Meeresorganismen

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Strandbeleuchtung verhindert Fortpflanzung von Ringelwürmern

Der Mond steuert biologische Rhythmen bestimmter Meeresorganismen, besonders auch das Paarungsverhalten. Das untersucht derzeit Kristin Tessmar-Raible an den Max F. Perutz Laboratories in Wienhttp://www.mfpl.ac.at. Die im Wasser lebenden Ringelwürmer benutzen das Mondlicht zur Abstimmung des Zeitpunktes ihrer Paarung. Bei einer ganzen Reihe weiterer Organismen sind ähnliche Effekte zu beobachten, die auf evolutionär bedingte, gemeinsame Lichtsinneszellen zurückzuführen sind. „Meerswürmer, Weichtiere, bestimmte Fischarten, Krabben und Korallen sind in ähnlicher Weise in ihrer Reproduktion vom Mondlicht gesteuert, selbiges betrifft auch die Fortpflanzung von Braunalgen“, so Tessmar-Raible im pressetext-Interview. Die Hintergründe dieses schon seit Aristoteles bekannten Phänomens sollen nun erstmals entziffert werden. Erkenntnisse auf diesem Bereich sollten bei Überlegungen zum Umweltschutz berücksichtigt werden. „Die nächtliche Beleuchtung von Küstenstädten oder von Hafenanlagen ist um vieles stärker als das Mondlichtsignal“, erklärt Tessmar-Raible. Diese Dauerbeleuchtung könnte verhindern, dass die betroffenen Tiere zum gleichen Zeitpunkt Eier und Spermien ins Wasser abgeben, was die notwendige Voraussetzung für erfolgreiche Befruchtung ist. „Bestätigt sich diese Annahme, hätte das weitreichende Folgen für das ökologische Gleichgewicht. Denn die Nahrungsketten würden sich verschieben und manche an den Küsten angesiedelte Arten könnten ganz verschwinden“, so die Forscherin. 

Mögliche Gegenmaßnahmen des Artenschutzes werden im Labor ausprobiert. Dazu bestrahlt Tessmar-Raible Ringelwürmer mit verschiedenen Lichtquellen. Wird ein Zusammenhang des Paarungsverhaltens mit bestimmten Lichtwellenlängen oder mit der Beleuchtungsdauer gefunden, sollte dies bei der Strandbeleuchtung künftig berücksichtigt werden. 

Der mit 1,2 Mio. Euro dotierte START-Preis des Wissenschaftsfonds, den Tessmar-Raible am gestrigen Montag entgegennahm, ermöglicht ihrer Forschergruppe die vertiefende Weiterführung der Arbeit. „Wir wollen verstehen, wie die mondgesteuerte Rhythmik bei den Meeresorganismen funktioniert – bisher gibt es dazu nur eine Arbeit über Korallen“, erklärt Tessmar-Raible. Die am Oszillator beteiligten Moleküle sollen untersucht werden wie auch die hormonelle Signalübertragung vom Kopf in die Geschlechtsorgane der Würmer. „Schließlich ist auch noch die Frage offen, in welchem Verhältnis die lunaren Rhythmen zur 24-Stunden-Uhr stehen, die ja den Schlafrhythmus bestimmt“, so die Molekularbiologin abschließend.

Quelle: pressetext.austria