Verschiebung der Phytoplanktonblüte verändert Reproduktionszyklus
Seit dem frühen 19. Jahrhundert werden die Eismeergarnelen (Pandalus borealis) als Nahrungsmittel genutzt. Nun sind sie wegen der Klimaerwärmung gefährdet, wie ein Forscherteam des Bedford Institute of Oceanography http://www.bio.gc.ca herausgefunden hat. Die Shrimplarven schlüpfen nämlich kurz nach dem Einsetzen der Phytoplanktonblüte – und das setzt voraus, dass sich die Elterntiere genau ein Jahr zuvor gepaart haben müssen. Nur geringe Verschiebungen dieser Zyklen wirken sich auf die Population ungünstig aus, berichten die Forscher im Fachmagazin Science.
Phytoplankton ist die Nahrung für die Garnelenlarven, daher erfolgt das Schlüpfen wenige Tage nach der Phytoplanktonblüte. Das gelte für die Shrimps-Populationen im gesamten Nordatlantik – von Cape Cod bis Spitzbergen. Um das Timing perfekt aufrecht zu erhalten, müssen sich die Eltern genau ein Jahr zuvor gepaart haben. „Sie machen das nicht auf einer Jahr-zu-Jahr Basis, sondern reagieren offensichtlich auf die jeweils lokalen Gegebenheiten“, meint Studienleiter Peter Koeller. „Das sind evolutionäre Zeitskalen. Und das bedeutet auch, dass es für die Tiere unmöglich ist, sich so schnellen Temperaturänderungen am Meeresgrund, wo sie leben, anzupassen.“
Das Forscherteam um Koeller hat über Zeiträume hinweg täglich weibliche Shrimps untersucht und den Anteil ermittelt, der Eier trug. Mithilfe von Satelliten war es ihnen dann möglich, die Zeiten der Algenblüten mit dem Zeitpunkt des Schlüpfens zu vergleichen. In den 1980er und 1990er Jahren sei es aufgrund des Absinkens der Temperaturen zu einem explosionsartigen Anstieg der Shrimps gekommen. „Beim Temperaturanstieg ist es aber sehr leicht möglich, dass das Gegenteil der Fall ist“, schließt Koeller. Steigt nämlich die Wassertemperatur an der Oberfläche, führt dies auch zu einer Erwärmung in den Tiefen, was wiederum eine schnellere Entwicklung der Eier und schnelleres Schlüpfen begünstigt.“ Damit würden die Larven immer weiter von jenem Zeitpunkt entfernt schlüpfen, in dem das Nahrungsangebot am größten ist. „Das führt dann zu schlechteren Überlebenschancen und damit zu einer Abnahme der Populationsgrößen“, so der Forscher.
„Genaue Zyklen, die mit Wassertemperatur und Salzgehalt zu tun haben, gibt es bei vielen Fisch- und Krebsarten“, so Greenpeace-Meeresbiologin Antje Helms http://www.greenpeace.at im pressetext-Interview. Auf schnelle Veränderungen können sich die Tiere nicht einstellen, meint auch Helms. „Jährlich werden rund 500.000 Tonnen Eismeergarnelen gefangen, damit gehören sie zu den kommerziell bedeutendsten Krustentieren.“ In den vergangenen Jahren wurden die Bestände in manchen Regionen überfischt. „Bei Wildfängen von Garnelen gibt es zwei Probleme. Das eine ist die große Zahl der Beifänge, das zweite ist die zerstörerische Methode der Grundschleppnetzfischerei“, erklärt Helms. Eismeergarnelen leben in Tiefen zwischen zehn und 700 Metern und bevorzugen Wassertemperaturen zwischen zwei und 14 Grad. Die Tiere können eine maximale Körpergröße von zwölf Zentimetern erreichen und bis zu acht Jahre alt werden.