Tiefsee der Antarktis wird kälter

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Weitere Messungen sollen überraschende Entwicklung dokumentieren

Nach jahrelanger Erwärmung wird die Tiefsee der Antarktis wieder kälter. Das haben Forscher des Alfred-Wegener-Institutes für Polar- und Meeresforschung (AWI) in der Helmholtz-Gemeinschaft http://www.awi.de auf einer Expedition zum Südpol herausgefunden. Sollte es sich um einen dauerhaften Prozess handeln, könnte die Umwälzung der Wassermassen in den Ozeanen dadurch in Schwung gebracht werden. „Die Wissenschaft geht davon aus, dass bei einer Klimaerwärmung das Globale Förderband, also der Austausch der Wassermassen, zum Stillstand kommt. In der Arktis konnte dieser Trend schon beobachtet werden“, erklärt Expeditionsleiter Eberhard Fahrbach vom AWI im Gespräch mit pressetext. In der Tiefsee der Antarktis habe man in den vergangenen Jahren auch eine Erwärmung feststellen können. „Umso überraschter waren wir, dass jetzt scheinbar eine Abkühlung erfolgt“, so Fahrbach.

„Jetzt geht es darum, ob man einen Trend sieht. Wenn ja, dann wären Auswirkungen der Klimaveränderungen in der Antarktis nicht erkennbar“, führt Fahrbach aus. Die Möglichkeit kurzfristiger Veränderungen in der Temperatur und der Tiefenwasserproduktion seien bekannt, man müsse nun kontinuierliche Messungen betreiben, um die Entwicklung zu dokumentieren. Dazu sind autonome Messsysteme nötig, die am Meeresboden verankert oder frei treibend über Jahre hinweg Daten liefern. „Als Beitrag zum Südlichen-Ozean-Observations-System haben wir 18 verankerte Beobachtungsstationen und insgesamt 65 treibende Systeme ausgebracht. Sie können auch unter dem Meereis Daten erfassen und bleiben bis zu fünf Jahre lang aktiv. Damit haben wir ein einmaliges und umfassendes Messnetz erstellt“, sagt der Ozeanograph.

Insgesamt 58 Wissenschaftler aus zehn Nationen hatten sich Anfang Februar an Bord des Forschungsschiffes Polarstern von Kapstadt aus auf den Weg in die Antarktis gemacht, um die Rolle des Südlichen Ozeans für das vergangene, gegenwärtige und zukünftige Klima zu erforschen und Verstehensgrundlagen über die unterschiedlichen Entwicklungen in Arktis und Antarktis zu bekommen. Auf der mehr als zweimonatigen Reise haben die Forscher neben den Untersuchungen zur Meerwassertemperatur auch die Salzgehalts- und Spurenstoffverteilung im Meerwasser analysiert. „Vor allem Eisen ist ein für das Leben wichtiger Spurenstoff. Es wird angenommen, dass im südlichen Ozean ein Eisenmangel besteht und das Meer deshalb eher unfruchtbar ist“, erläutert Fahrbach die Ausgangslage. Der Eisengehalt sei jedoch schwierig zu messen, da die Konzentrationen nur sehr gering sind und schon ein vorbeifahrendes Schiff die Ergebnisse verfälschen könnte. „Uns ist es aber gelungen mit einem neuen Verfahren über ein ganzes Gebiet – und nicht nur stichprobenartig – validierbare Werte zu erfassen.“ Tatsächlich konnten die Polarforscher mit ihrem Ergebnis die bisherigen Annahmen stützen: Sie haben die geringste Eisenkonzentration gefunden, die je in einem Ozean gemessen wurde.

Neben den Forschern waren auch zwei Lehrer aus Deutschland mit an Bord des Polarschiffes, das in der vergangenen Woche seine Reise im chilenischen Punta Arenas beendete. Beide haben sowohl aktiv an den Forschungsarbeiten teilgenommen, als auch ihre Erlebnisse an Schüler und Kollegen vermittelt. „Wir werden viele Eindrücke dieser Forschungsreise mit nach Hause bringen und den Schülern ein lebendiges Bild der Polarregion und deren Bedeutung für die gesamte Erde vermitteln können“, berichten Charlotte Lohse aus Hamburg und Stefan Theisen aus Kiel einstimmig. Im laufenden Internationalen Polarjahr erforschen über 50.000 Wissenschaftler aus 60 Ländern die Polargebiete.

Quelle: pressetext.austria Foto: awi.de