Klimawandel: Narwale noch stärker als Eisbären bedroht

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Meeressäuger können sich nicht schnell genug auf den Klimawandel einstellen
Der Narwal ist durch den Klimawandel offenbar noch stärker bedroht als der Eisbär, der zum Zeichen der globalen Erwärmung geworden ist. Das hat die Analyse eines Forscherteams um Ozeanographin Kristin Laidre aus Washington und den kanadischen Polarbär-Experten Ian Stirling ergeben. Wissenschaftler aus drei Ländern haben die Auswirkungen der Erwärmung auf elf arktische und subarktische Meeressäuger untersucht. Nach dem Narwal und dem Eisbären zählten die Mützenrobbe, der Grönlandwal und das Walroß zu den stärker gefährdeten Tierarten. „Wir wollten uns das gesamte Ausmaß ansehen, denn in der Vergangenheit lag die Aufmerksamkeit vor allem bei den Eisbären“, erklärt Stirling. „Wir sprechen hier ja über ein ganzes Ökosystem, über mehrere verschiedene Arten, die das Eis als Lebensraum nutzen und deshalb sehr angreifbar sind.“

Im Rahmen der Studie untersuchte das Forscherteam unterschiedliche Faktoren, um zu ermitteln, wie widerstandfähig die einzelnen Tierarten gegenüber dem zukünftigen Klimawandel sind. Bezugsgrößen waren unter anderem die Populationsgröße, die Einzigartigkeit des Lebensraums, Nahrungsvielfalt und die Fähigkeit der Tiere sich auf das abnehmende Meereis einzustellen. Dabei schnitt der Narwal am schlechtesten ab. „Der Narwal, der bis zu mehreren hundert Metern tief tauchen kann, ist ein absoluter Spezialist, der perfekt an das Leben im Packeis angepasst ist“, erklärt Studienleiterin Laidre.
Schmilzt das Eis, verändere sich nicht nur der Lebensraum des Wales dramatisch. Auch seine natürlichen Feinde wie der Schwertwal könnten leichter in sein Territorium einfallen.

„Weil der Wal sich strikt an seine Wanderungsrouten hält, ist auch das Nahrungsangebot eingeschränkt und das macht ihn sehr anfällig.“ Im Sommer verbringen die Narwale einige Monate weit im Norden in eisfreien, flacheren Küstengebieten und ziehen im Herbst in tiefere, eisbedeckte Gewässer. Selbst im Winter aber bleiben sie meist nördlich des Polarkreises. „Die Wale haben sehr spezielle Migrationswege, die sie niemals verlassen“, sagt Laidre weiter. So ziehen die Narwale Jahr für Jahr zum Übersommern oder Überwintern in die gleichen Gebiete. Dieses Verhalten veranlasst die Forscher zu der Annahme, dass der Narwal sich möglicherweise nicht schnell genug an die Veränderungen in seinem Lebensraum anpassen kann. Allerdings könne man derzeit noch keine Aussagen darüber treffen, wann und ob der Narwal überhaupt aussterben werde. „Selbst wenn ein Großteil der Population einmal aussterben sollte, könnten dennoch einige geeignete Rückzugsgebiete auf unbestimmte Zeit bestehen bleiben“, fasst Laidre zusammen.

„Der Narwal ist leider ein bisher wenig erforschtes Tier“, sagt Vera Reifenstein vom WWF im Gespräch mit pressetext, „deshalb gibt es kaum aktuelle Zahlen über die Populationsgrößen. Man geht von rund 37.000 Tieren weltweit aus.“ Zudem findet man den Wal nur an drei bestimmten Orten auf der Welt: um Grönland, entlang der Küste Sibiriens und in der Hudson Bay. Aufgrund der mangelnden Datenlage sei es jedoch schwierig, Aussagen bezüglich des Wachstums der Population und einer möglichen besonderen Gefährdung zu machen. „Sicherlich ist der Narwal durch die Erwärmung gefährdet, aber der Eisbär, von dem es auch nur noch 25.000 Exemplare gibt, ist es gleichermaßen. Der Lebensraum beider Tiere schmilzt ja weg. Denn an Land kommt auch der Eisbär nur schwerlich an seine Nahrung“, so Reifenstein abschließend.

Quelle: pressetext.deutschland